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"Eine
ununterbrochene Wellenbewegung durchläuft die Natur. Ursprünglich
war jede Tanzbewegung in der Natur vorhanden. Diese äußerte
sich zuerst in Bewegungen der Erde, erhielt danach Einzug ins Leben der
Tier; Fische, Vögel, Reptilien und die Vierfüßler bewegen
sich unbewußt -das Universum widerspiegelnd. Ebenso verhielt es
sich mit dem primitiven Menschen.
Jede freie und natürliche Bewegung paßt sich dem universellen
Wellengesetz an. Der wahre Tanz soll demnach die Übertragung der
Erdenergie durch den menschlichen 'Körper darstellen. Es gibt kein
ausgezeichnetes Medium. Der Tänzer bezieht seine Kraft und Freude
aus den jungfräulichen Kräften der Erde und mittels seines Körpers
-eines prächtigen Mediums- nimmt er die Energie der Planeten in sich
auf und überträgt sie auf die Zuschauer."
Isadora Duncan,
Tanzphilosophin, (1878-1927)
Eben dieser
Kosmos folgt einem Rhythmus durch den Tag und durch die Nacht, durch die
Gezeiten wie auch den Jahreszeiten.
Vor dem Auftauchen des Menschen vollzogen alle die Erde bevölkern-
den Lebewesen nicht nur ihre ureigensten Bewegungen wie im Rhythmus zu
fliegen, schwimmen oder kriechen, sondern tanzten aufgrund der Impulse
des Lebensrhythmus, der ihre Körper und den Kosmos durchzuckte.
Der Tanz, der Rhythmus, welcher vor Urzeiten und mit dem ersten Auftauchen
des Menschen der Beobachtung entsprang, kann von Anbeginn an nicht ohne
die Kunst leben; dieses beweisen Gräber und prähistorische Felsmalereien.
Bevor der Mensch sich anderer Mittel bediente, seine Gefühle und
Lebenserfahrungen zu zeigen, drückte er Freude, Furcht und Traurigkeit
durch den Tanz aus.
Zwei Tausend
Jahre vor Christus führten die Priester des Osiris große astronomische
Tänze auf; das Zentrum des Tempels symbolisierte die Sonne, wobei
die Priester sie in einem geheimnisvollen Tanz wie Planeten umkreisten.
In der Mythologie der Hindus taucht der Gott Shiva Nataraja der Herr des
Tanzes, auf; man glaubte, der hinduistische Tanz ist der älteste
Tanz der zivilisierten Welt und ist bis heute unversehrt erhalten geblieben.
Der Klang
und der Rhythmus werden bis heute als die Wurzel jeglicher Schöpfung
angesehen.
Der Tanz ist die bevorzugte Kunstform des spanischen Volkes; schon ab
10.000 -5.000 Jahren vor Christus findet man Tanzdarstellungen in Szenen
prähistorischer Höhlenmalereien.
Der Tanz ist eine der Ausdrucksformen des menschlichen Lebens, in dem
sich sehr gut die religiösen, magischen, kriegerischen und sozialen
Gebräuche der Völker äußerlich widerspiegeln.
Im Nahuatl-Kalender war am 17. Tag der Gott Ollin ein Symbol der Bewegung.
Jede der großen Zivilisationen hat ihre eigenen Tänze hervorgebracht.
Einige asiatische
Nationen haben den Tanz mit anderen Künsten vermischt, um so eine
mehr am Theater orientierte Kunstform zu erhalten.
Die wichtigsten des traditionellen japanischen Theaters sind der Noh und
der Kabuki, welche Tanz, Rezitation und Gesang verbinden.
Die chinesische Oper verbindet Tanz, Drama, Taschenspielerei und Akrobatik
miteinander.
Der Tanz nahm bei den Ägyptern einen sehr wichtigen Platz bei allen
Feierlichkeiten ein.
Auch in der Bibel werden die Tänze der Prophetin Miriam, der Schwester
Aarons, erwähnt, wie sie zum Rhythmus des Tamburins, das sie selber
in der Hand trägt, im Gefolge von Frauen.
David tanzte vor dem Herrn.
Jedes Jahr im Frühling tanzten die Israeliten im Tempel bei ihren
Festlichkeiten. Sie unterschieden 3 Formen des Tanzes: sich in einen Kreis
zu drehen, Prozessionstänze und andere Tänze, die sich aus Sprüngen
zusammensetzen.
Die Griechen
erlebten im Tanz die vollkommene Harmonie.
Die ersten Christen unterdrückten die griechischen und römischen
Riten, die Kirche jedoch übernahm den Brauch heidnischer Tänze,
auch, wenn sie darauf hinwies, daß, wer sie ausübt, ewiger
Verdammnis anheimfällt.
Seit den 18. Jhd. wurde so der Tanz in die europäischen Kirchen eingeführt,
zur Begleitung der religiösen Riten. Sie veränderten sich und
passten sich die öffentlichen Feste an.
Die reiche arabische Volkskunst breitete sich aus. Die Zigeuner kamen
aus Indien. Die Gitarre wurde bekannt. In der Kirche wurde mehr Zeit für
den Tanz verwendet, denn für anderes, der Tanz gab ihr Macht.
Die Entdeckung Amerikas brachte eine Bereicherung der Musikkunst und eine
Erweiterung an Melodien. Die spanische Inquisition dagegen war eine Feindin
des Tanzes. Vom 12. Jhd. an kamen alle Saiteninstrumente aus Italien:
das Ballett kam aus Frankreich.
Im Mittelalter entstand der makabre Tanz, bei dem Leute aller Gesellschaftsklassen
mit anderen, die sich als Skelette verkleidet hatten, den Todesreigen
tanzten.
Am 1. Mai feierte man den englischen Maypole-Tanz um einen geschmückten
Baum, Symbol des Wachstums und der Fruchtbarkeit, diese Tradition wird
weiterhin in Europa gepflegt.
Für die alten Mexikaner war der Tanz die wichtigste Verpflichtung,
mit ihm sicherten sie den Lauf der Jahreszeiten, die Rückkehr des
Lichts, die Keimung der Pflanzen, die der Ernährung dienen, Verehrung
der Blumen und der Götter, dem weiblichen und dem männlichen
Gott des Tanzes und der Kunst im allgemeinen.
Für die Göttin Xochiquetzal waren die Instrumente Wind und Schlag
wichtig, das Huehuetl (Tamburin) unterschied sich vom Tlapanhuetl und
vom Teohuehuetl darin, daß das erste zum Tanz, die beiden anderen
aber zum Kampf riefen. Das Huehuetl hörte man 12 km weit.
Auf den Festen sah man auch Teponaztlis, zylinderförmige Hohlkörper,
in der Form von Menschen oder Tieren, welche man quer legte und mit Trommelschlägern,
die mit Ullí bezogen waren, darauf schlug.
Die Ayacoxtles, Hohlkugeln, benützte man als Rassel, sie waren mit
kleinen Steinchen gefüllt und die Atecocollis, riesige Meeresmuscheln,
gebrauchte man als Horn.
Die Chicahuastles und die Omichicahuastle, eine Art Guiro (Reibekürbis),
und Tlapetzalli waren andere Instrumente, wie eine Okarina oder Flöte
aus gebranntem Ton, die mit vier Löchern an den Seiten 8 bis 10 Töne
hervorbrachten.
Die Apuzquequiztle war eine Trompete unbekannter Größe, das
Ayotl ein Schildkrötenpanzer auf den man mit Hirschgeweihen schlug,
dann gab es noch Schellen aus Ton oder aus Gold, die ein fröhliches
Geläute erzeugten.
Auch schön geformte Steine schlug man gegeneinander, Pfeifkrüge
und die Tlatzozonallli, Instrumente mit nur einer Saite, die aus dem Jagdbogen
entwickelt worden waren, wurden für die Erzeugung von Töne verwendet.
Leider gibt es weder in Museen noch in Archiven Zeugnisse der musischen
Klängen die zur Begeisterung der Eingeborenenstämmen während
dessen Ritualen und Festlichkeiten führten.
Doch werden noch heute einige dieser Instrumente, die nur mehr im Nationalmuseum
für Anthropologie zu finden sind, für einige Tänze, wie
die Matachines, benutzt.
Die Kostüme
unterschieden sich je nach dem, was man darstellen oder feiern wollte.
Man schmückte sich mit Federdecken, Kopfputz, Masken, usw..
In allen antiken Städten gab es neben dem Tempel ein großes
Haus, Cuicacalli genannt, oder 'Haus des Gesanges", da hier immer
gemeinsam geübt wurde. Heute nennt man sie "Haus der Kultur",
aber heute hat man den Tanz so perfektioniert, daß er keinen Bezug
mehr hat zu seinem Ursprung und seiner Verbundenheit mit dem Kosmos.
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